in: iz3w, Nr. 324, Freiburg, Mai/Juni 2011, S. 30-33.


Die Transmitter
Globalisierungskritik und „Bewegungsintellektuelle“

Anders als die klassische Arbeiterbewegung hat die Globalisierungskritik keinen dem Marxismus-Leninismus vergleichbaren Katechismus hervorgebracht. Ihre „Vielheit“ spiegelt sich eben auch in den Erzeugnissen der intellektuellen VordenkerInnen. Eine Re-Lektüre wichtiger Publikationen gibt Aufschluss über die Rolle der Theorie und der TheoretikerInnen für die Bewegung.

Von Jens Kastner

Die globalisierungskritische Bewegung hatte und hat ihre Intellektuellen und ihre Theorie. Das ist leichter geschrieben als definiert: Es gab Intellektuelle, die prominent und theoretisch über Globalisierung geschrieben haben, aber zu den Bewegungen in keinerlei positiver Beziehung standen, wie etwa Zygmunt Bauman, Ulrich Beck und Anthony Giddens. Andere Intellektuelle zeigten sich den Bewegungen gegenüber solidarisch und brachten sich als Person, aber weniger mit ihren Theorien ein, wie etwa Noam Chomsky. Oder sie vertreten gar keine Theorie im engeren Sinne, stellten aber ihre Forschungen und ihr Wissen bewusst in den Bewegungskontext, wie Naomi Klein, Ayundhati Roy, Vandana Shiva und Walden Bello.

Darüber hinaus gab es Theorien, die von den Bewegungen aufgegriffen und genutzt wurden, aber keine Erzeugnisse aus Bewegungskontexten waren, sondern auch schon vor der Bewegung und unabhängig von ihr als sozial-, kultur- oder ökonomiekritische Ansätze existiert haben. Dazu zählen der gesamte Neomarxismus und die politischen Varianten des Poststrukturalismus.

Obwohl es zweifellos intellektuelle Leitfiguren gab – neben Klein, Roy, Shiva, Bello und Ignacio Ramonet auch die im Folgenden besprochenen –, herrschte in der globalisierungskritischen Bewegung vielleicht mehr als zuvor der antihierarchische Anspruch vor, bestenfalls „Bewegungsintellektuelle“ (wie Tobias ten Brink sie nannte) als Teil einer „Massenintellektualität“ im postoperaistischen Sinne hervorzubringen.[1] Was sich in jedem Falle festhalten lässt: Die theoretischen Grundlagen der globalisierungskritischen Bewegung wurden auch von ihr selbst mit gelegt. Die Bewegung hat also nicht nur ein Stück Geschichte, sondern auch Theorie geschrieben.  Organisations- und Protestformen wie auch Inhalte der Bewegung lagerten sich etwa in theoretischen Debatten darüber ab, wie Ökonomie, Herrschaft, soziale Kämpfe und ihr Verhältnis zueinander zu denken sind. Selbstverständlich ist es nicht, dass innerhalb der Politik-, Sozial- und Kulturwissenschaften andere AkteurInnen für theoretische Entwicklungen als entscheidend wahrgenommen oder gar anerkannt werden, als eben wissenschaftliche Texte und AutorInnen.

Schrei der Verweigerung

Fünf DenkerInnen und ihre Ansätze werden im Folgenden in Erinnerung gerufen, die vor, in und nach der globalisierungskritischen Bewegung aktiv waren und sind und in deren Arbeiten sich die Bewegung selber eingeschrieben hat. Damit sollen sie nicht als die bedeutendsten, aber als wichtige Beispiele diskutiert werden: John Holloway, Pierre Bourdieu, Susan George und Antonio Negri/ Michael Hardt.
Am deutlichsten wird der Bewegungseinfluss auf die Theorie vielleicht an der libertären „Neulektüre von Marx“ (Holloway 2010: 91), die der im mexikanischen Puebla lehrende Politikwissenschaftler John Holloway vorgeschlagen hat. Holloways Buch „Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen“ (2002), das beinahe zeitgleich auf Spanisch, Englisch und Deutsch erschien, setzt mit einem „Schrei der Verweigerung“ (Holloway 2002: 10) ein. Diese explizit gemachte Haltung gegenüber dem Bestehenden sieht Holloway in den zeitgenössischen Bewegungen – und weit über sie hinaus – zum Ausdruck kommen. Angelehnt ist die Metapher erklärtermaßen am „¡Ya Basta! Es reicht!“, mit dem die Zapatistas in Mexiko 1994 ihren Aufstand begannen. Ausgeführt wird die Verweigerungshaltung dann als Ausbrechen einer „in uns allen“ vorhandenen Rebellion, von der eine „kreative Macht“ ausgehe. Als deren Gegenüber ist die „instrumentelle Macht“ des Kapitals konzipiert.

Auf den ersten Blick sehr ähnlich, nämlich ebenfalls strikt dualistisch, wurde in Antonio Negris und Michael Hardts „Empire“ (2000, dt. 2002) argumentiert - dem wahrscheinlich meist diskutierten Buch im Kontext der globalisierungskritischen Bewegung. Hier war die Konstellation diejenige der „Menge gegen das Empire“, wie es in der deutschen Übersetzung noch heißt (später wurde dann auch in deutschsprachigen Texten der Originalbegriff Multitude übernommen).[2] Die „konstituierende Macht“ der Multitude ermögliche die „kontinuierliche Öffnung gegenüber einem radikalen und progressiven Transformationsprozess.“ (Negri/Hardt 2002: 412) Auch wenn beide neomarxistischen Theorieansätze deutlich gegen eine Politik antraten, die sich auf Identitäten gründet, sind die Verkaufs- und Diskussionserfolge sowohl bei Negri/ Hardt als auch bei Holloway sicherlich nicht ohne den propagandistischen Nutzen dieser dichotomen Erklärungen zu denken: „Wir gegen die“.

Während Holloway zwar durchgängig ein nicht näher bestimmtes „Wir“ benutzt, hält er Klassifikationen und identitäre Festschreibungen – ob auf Ethnizität, Geschlecht oder Klasse – aber prinzipiell für ein Mittel, das dem Kapital zur Ausübung seiner Herrschaft dient. Das sahen aber längst nicht alle Bewegungsintellektuellen so. Wesentlich pragmatischer zeigte sich in dieser Hinsicht etwa Susan George, Politologin und Mitbegründerin von Attac. Erst wenn eine Gruppe „wir“ sagen kann, könne sie Gewerkschaften und Bündnisse zu ihrer Verteidigung gründen: „In der Lage zu sein, ‚wir’ zu sagen, bedeutet eine echte Macht, und wir von der Bewegung für globale Gerechtigkeit sollten das respektieren, Gebrauch davon machen und auf andere ausweiten.“ (George 2006: 202)
Bei Susan George sind die Gegner deutlich konkreter als etwa bei Holloway: Im Wesentlichen sind es die öffentlichen Finanzinstitutionen wie IWF und Weltbank, private Akteure wie die multinationalen Konzerne und Lobby-Gruppen wie der European Roundtable of Industrialists und andere Think Tanks. Der Staat wird letztlich als mehr oder weniger neutraler Akteur und Hort öffentlicher Belange begriffen, dessen Rückzug, den die Neoliberalen fordern und betreiben, verhindert werden müsse.

Fleischgewordene Höllenmaschine

An einer solchen Herstellung des Gemeinsamen durch Abgrenzung vom Gegner hat sich auch Pierre Bourdieu beteiligt. Der französische Soziologe, dessen Sozialtheorie die Effektivität der Herrschaft sonst eher in einer „Ökonomie des symbolischen Tausches“ sieht, von dem letztlich alle etwas haben, machte klare Fronten auf: Das „Modell Tietmeyer“, benannt nach dem damaligen Chef der Deutschen Bundesbank, und die neoliberale Utopie als „fleischgewordene Höllenmaschine“ (Bourdieu 1998: 114) gelte es zu bekämpfen.

Bourdieu, der seit seinem Engagement für die streikenden französischen BahnarbeiterInnen 1995 immer wieder gegen den Neoliberalismus angeschrieben hatte, stellt in zweierlei Hinsicht einen Gegenpol zu den Positionen von Holloway und Negri/ Hardt dar: Zum einen traute er, analytisch betrachtet, der globalisierungskritischen Bewegung hinsichtlich ihrer Effekte bestenfalls das Aufhalten der neoliberalen Offensive und damit wesentlich weniger zu als die Neo-Marxisten, die den Kapitalismus in Gefahr sahen. Zum anderen waren seine politischen Ziele viel bescheidener. Seine Position, die auf verstärkte Allianzen zwischen Intellektuellen und sozialen Bewegungen zielte, ist somit politisch auch zwischen den anti-institutionalistischen Haltungen von Negri/ Hardt und Holloway auf der einen und der um konkrete Gesetzesvorschläge bemühten von Susan George auf der anderen einzuordnen. Zwischen sozialrevolutionären und politikberaterischen Positionen war Bourdieu beispielsweise auch von Tobias ten Brink in seinem Buch „VordenkerInnen der globalisierungskritischen Bewegung“ (Köln 2004) kategorisiert worden.

Der italienische Operaismus ging davon aus, dass die (Klassen-)Kämpfe das Kapital gewissermaßen vor sich her treiben. Dementsprechend schreiben Negri/ Hardt: „Die Menge rief das Empire ins Leben.“ (2002: 57) Die vermehrten Kämpfe seit den 1990er Jahren – auch Negri/ Hardt nennen hier die Streiks in Frankreich und den zapatistischen Aufstand als Beispiele – seien aber nicht bloß als neuer Kampfzyklus zu verstehen. Es handle sich vielmehr um eine „neue Qualität sozialer Bewegung“: Zugleich lokal und global, griffen alle diese Bewegungen das Empire direkt an und zerstörten dabei auch die Grenzen zwischen politischen und ökonomischen Kämpfen.
Mit ihrem Buch „Multitude“ legten Negri/ Hardt noch nach und führten darin den „Primat des Widerstands“ weiter aus. Nicht nur Armut sei in der Geschichte der Moderne das Motiv sozialer Kämpfe gewesen, sondern auch der kollektive und bisher unerfüllte Wunsch „nach einer wahren Demokratie“ (Negri/ Hardt 2004: 85). Der Traum von einer wahren Demokratie habe die Proteste gegen die WTO in Seattle 1999 und die Weltsozialforen geprägt. Unter postfordistischen Bedingungen – der Hegemonie der immateriellen Arbeit und der Ausweitung der Fabrik auf die gesamte Gesellschaft – seien die Kämpfe allerdings anders zu denken als früher: eine chronologische Abfolge vom Aufstand zur Erlangung der Staatsmacht sei heute undenkbar. Was für Negri/Hardt sowohl bedeutet, dass dies angesichts der Verhältnisse nicht möglich, als auch, dass es nicht wünschenswert ist. Die Multitude macht demnach heute nicht nur den Aufstand, sie verkörpert ihn auch: „Widerstand, Exodus, die Aushöhlung der Macht des Feindes und die Errichtung einer neuen Gesellschaft durch die Multitude [sind] ein und derselbe Prozess.“ (Negri/ Hardt 2004: 87) Eine andere Welt war so gesehen nicht nur möglich, sondern längst im Gange.

Auch bei Holloway ist die „Auflehnung ein zentraler Bestandteil der Alltagserfahrung“ (Holloway 2002: 173) aller, die Rebellion also nichts Besonderes. Findet sie nicht statt, dann nur, weil sie unterdrückt wird. Dies geschieht zwar im Kapitalismus permanent. Interessant daran sind aber für Holloway nicht verschiedene Phasen und Konjunkturen, sondern der Kapitalismus selbst, und zwar „nicht als Herrschaft, sondern in seiner Brüchigkeit, in seinen Rissen.“ (Holloway 2010: 15)
Dem entgegengesetzt richtet sich die Perspektive Bourdieus gerade auf die Stabilitäten und die in den Körpern eingelassenen Trägheiten des Sozialen. Dabei schätzte Bourdieu die Rolle, die der Widerstand gegen Herrschaft für soziale Transformationen spielt, ebenfalls hoch ein. Allerdings, merkte er an, müsse man sich der „enormen Hindernisse“ bewusst sein, die allein die nationalen Gewerkschaften zu überwinden hätten, um zu einer transnationalen Perspektive zu gelangen. Begeistert von den links-sozialdemokratischen, gewerkschaftlichen Initiativen ebenso wie von den Protesten der illegalisierten MigrantInnen, hielt Bourdieu doch den sich ausbreitenden Aufstand gegen die Deregulierung des Arbeitsmarktes und gegen die rassistischen Effekte neoliberaler Politik für keinesfalls selbstverständlich. Ein internationalistischer „kämpferischer Syndikalismus“, für den Bourdieu (2001a: 19) eintrat, sei nur durch einen „grundlegende(n) Sinneswandel“ erforderlich. Diesen hielt Bourdieu nicht für besonders wahrscheinlich – aber für zweifellos wünschenswert.

Der Staat als Bollwerk

Bourdieus Verhältnis zum Staat beschränkt sich in seinen globalisierungskritischen Schriften weitgehend darauf, für die Stärkung von dessen „linker Hand“, also der sozialen, auf Umverteilung und Regulierung ausgerichteten Apparate und Milieus zu plädieren. Er beschreibt es allerdings auch als Dilemma, als Intellektueller in Zeiten der Globalisierung gezwungen zu sein, Dinge wie den Nationalstaat verteidigen zu müssen, die man „eigentlich verändern möchte.“ (Bourdieu 2001a: 39) In seiner Sozialtheorie hatte Bourdieu den modernen Staat als Inhaber des Monopols „auf den legitimen Gebrauch der physischen und symbolischen Gewalt“ beschrieben. (Bourdieu 1998: 99) Die symbolische Gewalt bezeichnet in der Terminologie Bourdieus undurchschaute und unhinterfragte (und deshalb besonders wirksame) Denk- und Wahrnehmungsmuster.

Solche Dilemmata kennt Susan George hingegen nicht. Der Nationalstaat ist für sie das eigentliche Bollwerk gegen die Macht der Finanzinstitutionen und der neoliberalen IdeologInnen. Nur mittels des Staates lassen sich die aus ihrer Sicht zentralen Maßnahmen für globale Gerechtigkeit einleiten: einen „weitreichenden Schuldenerlass, Maßnahmen gegen Steuerparadiese und konsequentes Einfordern von Steuern“ (George 2006: 176). Auch historisch sieht sie kein Problem mit dem Staat und macht im Westfälischen Frieden von 1648 nicht die Grundlage für die Monopolisierung der symbolischen Gewalt oder für den europäischen Kolonialismus aus, sondern für ein Europa als marktreguliertes, friedliches Gegenmodell zum Marktradikalismus der USA.

Negri/ Hardt richten sich zwar ebenfalls gegen den US-Kapitalismus, aber sie tun dies nicht in der platten Gleichsetzung, in der ihre Thesen manchmal aufgegriffen wurden: USA = Empire. In der Geschichte der USA machen sie vielmehr auch eine Form der Souveränität aus „die vollständig in der Gesellschaft“ (2002: 176) wurzelt – und eben nicht in den Staatsapparaten. Unter anderem in der Geschichte des US-amerikanischen Republikanismus sehen Negri/ Hardt auch die VorläuferInnen für die antikapitalistischen Subjekte von heute. Antikapitalistisch ist ihr Ansatz ebenso wie der Holloways, Bourdieu und George hingegen sprechen eher vom Neoliberalismus als vom Kapitalismus.

In Bezug auf konkrete Strategien erweist sich dieser vermeintlich wesentliche Unterschied allerdings zuweilen als erstaunlich nichtig: Die 2005 in Frankreich zur Volksabstimmung gestellte (und abgelehnte) EU-Verfassung beispielsweise wurde von Antonio Negri euphorisch begrüßt, von Susan George hingegen strikt bekämpft. Während Bourdieu (systematisch) und George (sporadisch) die strukturellen Schwierigkeiten des globalisierungskritischen Handelns betonen, scheint bei den Antikapitalisten immer alles möglich. Sie setzen auf die kollektive Subjektivität. Holloway geht es dabei um nicht weniger als den Kampf um die „eigene“ Zeit: „Das Tätigsein, das wir gegen die Arbeit setzen, ist der Kampf um die Öffnung jedes Augenblicks, darum, durchzusetzen, dass wir bestimmen und nicht vorherbestimmt werden, [...].“ (Holloway 2010: 252)
Bourdieu hingegen geht nicht davon aus, dass etwas „Eigenes“ unbeschädigt von kapitalistischer Durchdringung sein kann. Illusionsloser, aber nicht unbedingt weniger radikal plädiert er daher im Nachwort von „Die Regeln der Kunst“ für eine „Realpolitik der Vernunft“ (2001b: 535), in der sich die Intellektuellen kollektiv und ohne irgendeinen Führungsanspruch in den Kampf um die Verteidigung der Kultur werfen: Kultur nicht als Gegenstand ritueller Verehrung oder Herrschafts- und Distinktionsinstrument, sondern als „Instrument einer Freiheit, die Freiheit voraussetzt [...].“ (ebd. 524)

Doppelt nützlich

Die „Bewegungsintellektuellen“ waren für die Mobilisierungen der Bewegungen auf zwei Ebenen wichtig: zum einen als ProduzentInnen und LieferantInnen von Wissen über die anzugreifenden Strukturen. Diesen Part haben wegen ihrer konkreten Analysen häufig eher die „reformerischen“ Intellektuellen innegehabt: Bourdieu in Bezug auf das Bildungssystem und das kulturelle Feld, George hinsichtlich der internationalen Finanzorganisationen. Negri/ Hardt bleiben in dieser Hinsicht sehr abstrakt, Holloway nahezu ahistorisch, da er nur vom Kapitalismus als solchem und nicht von den spezifischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte spricht.
Zum anderen waren die Bewegungsintellektuellen als MotivatorInnen der Bewegung bedeutsam: Hier waren die eher „revolutionären“ TheoretikerInnen tonangebend, weil sie durch die Betonung des „subjektiven Faktors“ für die Möglichkeiten von Veränderung die Subjekte gleichsam anstachelten.
Die Theoriebildung war der Bewegung so gesehen sicherlich doppelt nützlich. Umgekehrt hat die Bewegung – was sich quer durch die politischen Haltungen zieht und bei Bourdieu ebenso deutlich wird wie bei Negri/ Hardt – auch die Theorie voran gebracht. Auch dafür waren und sind „Bewegungsintellektuelle“ von Bedeutung, als legitimierte Transmitter.



Literatur:

Bourdieu, Pierre (1998): Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion. Konstanz: UVK.
Bourdieu, Pierre (2001a): Gegenfeuer 2. Für eine europäische soziale Bewegung. Konstanz: UVK.
Bourdieu, Pierre (2001b): Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
George, Susan (2006): Change it! Anleitung zum politischen Ungehorsam. München: Droemer.
Hardt, Michael/ Negri, Antonio (2002): Empire. Die neue Weltordnung. Frankfurt a.M.: Campus.
Hardt, Michael/ Negri, Antonio (2004): Multitude. Krieg und Demokratie im Empire. Frankfurt a.M.: Campus.
Holloway, John (2002): Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Holloway, John (2010): Kapitalismus aufbrechen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
ten Brink, Tobias (2004): VordenkerInnen der globalisierungskritischen Bewegung. Pierre Bourdieu, Susan George, Antonio Negri. Köln: ISP.

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[1] Der Postoperaismus ist eine undogmatische Strömung des Marxismus. Der Operaismus (operaio, Ital.: Arbeiter) entstand in den frühen 1960er Jahren jenseits des Parteikommunismus. Zentraler Einsatz war die Betonung der Rolle der Produktivkräfte und ein dementsprechend von den Klassenkämpfen ausgehendes Denken. Während der Operaismus sich auf den Massenarbeiter der fordistischen Fabrik konzetrierte, geht der Postoperaismus von einem „gesellschaftlichen Arbeiter“ (Negri) in einer in alle Lebensbereiche diffundierten „Fabrik“ aus.

[2] Mit dem Begriff „Empire“ bezeichnen Negri und Hardt die Weltordnung der Gegenwart. Die Herrschaft des Empire schließt a) nicht aus, sondern inkludiert, grenzt b) Differenzen weniger aus als sie anzuerkennen und basiert c) zwar einerseits auf militärischer Macht, weiß aber vor allem zu verwalten und aus der Ordnung des Lebens (Biopolitik) wertzuschöpfen. Die „Multitude“ ist einerseits ein ontologisches Konzept und beschreibt als solche menschliche Seinsweisen (als Gegenbegriff zu Volk und Nation etwa). Andererseits ist sie ein Klassenkonzept: In ihr kristallisieren sich die zentralen sozialen Kämpfe der Gegenwart.