Termine

Akademie der bildenden Künste Wien
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Seminar im Wintersemester 2024/25
Ästhetik und Kunstsoziologie III/ Kritische Theorien Modul III

Was war der Internationalismus?
Theorie und Praxis einer dekolonialistischen Perspektive

Zweiwöchentlich montags 10-13h, Raum M20
14.10., 28.10., 11.11., 25.11., 09.12. 2024, 06.01. 2025, 20.01.2025

Die multiplen Krisen der radikalen Linken der letzten Jahre, flankiert und verstärkt durch globale Politiken in der Corona-Pandemie, dem Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie Terror und Krieg in Israel/ Palästina haben auch eines ihrer Kernelemente erfasst: Den Internationalismus. Spätestens seit Gründung der Internationalen Arbeiter Assoziation (IAA) 1864, der sogenannten Ersten Internationale, war der Internationalismus politischer und organisatorischer Anspruch und zugleich theoretische Herausforderung der emanzipatorischen Linken.
Die internationalistische Haltung war von Beginn an auch antikolonial motiviert. Robert J.C. Young reiht die Erste Internationale in die Geschichte des Postkolonialismus und beschreibt sie als „contemporary counter-politics to colonialism and imperialism” (Robert J.C. Young, Postcolonialism 2001, S. 115). In der kommunistisch geprägten Dritten Internationale (1919–1943) wurde der Antikolonialismus zum Programm und viele antikoloniale Aktivist*innen aus aller Welt waren an ihr beteiligt. 
Der Internationalismus bot eine linke Perspektive, die antikapitalistische und antifaschistische, antikoloniale, antirassistische und antipatriarchale Ansprüche zu vereinen suchte. Aber der Internationalismus war kein einheitliches Konzept, er existierte stets im Plural: autoritäre und parteiorientierte, antiautoritäre und auf Assoziationen ausgerichtete Strategien, befreiungsnationalistische und transnationalistische Ansätze existierten nebeneinander und bekämpften sich zuweilen. Der proletarische Internationalismus wurde im Kontext der Revolten der „1968er Jahre“ durch einen solidaritätsbewegten Internationalismus und den feministischen Internationalismus herausgefordert und ergänzt. Auch einen künstlerischen Internationalismus (nicht nur in Form der Situationistischen Internationale) hat es gegeben.
Der Internationalismus durchlebte in der Praxis verschiedene Konjunkturen, von der Pariser Kommune 1871 als „Weltrepublik“ (Kristin Ross) über das Scheitern internationalistischer Politik während des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939), von der Dekolonisierung und den Revolten der „1968er Jahre“ über den zapatistischen Aufstand 1994 und die globalisierungskritischen Bewegungen um 2000 bis zu den Debatten um einen „neuen Internationalismus“ in der Gegenwart.

Das Seminar geht der Ideen- und Praxisgeschichte des Internationalismus anhand verschiedener Textsorten nach. Dabei liegt der Schwerpunkt einerseits auf der Rekonstruktion der antikolonialen, dekolonialsitischen Aspekte der Internationale, zum anderen soll, damit einhergehend, auch der Zusammenhang zwischen internationalistischen und postkolonialen Ansätzen herausgearbeitet werden. Schließlich sollen Fallstricke und Potenziale „neuer Internationalismen“ der Gegenwart diskutiert werden.

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Akademie der bildenden Künste Wien
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Vorlesung im Wintersemester 2024/25
Ästhetik und Kunstsoziologie I (040.085)

Montags, 10-13h. Zweiwöchentlich
07.10., 21.10., 04.11., 18.11., 02.12., 16.12.2024, 13.01., 27.01.2025

Die Linke und die Kunst. Ein Überblick 

Innerhalb linker Theorie und gesellschaftstheoretischer Entwürfe spielt die Kunst keine zentrale Rolle. Dennoch zieht sich die Auseinandersetzung mit künstlerischen Praktiken und der Frage, welche Rolle die Kunst in gesellschaftlichen Prozessen spielt, nicht zufällig durch eine Vielzahl von Texten linker TheoretikerInnen.
Die Vorlesung geht diesen Spuren der Kunst innerhalb linker Theorie von Marx und Proudhon bis heute nach. Weil einerseits weder als gegeben angenommen werden kann, was „links“ noch was „Kunst“ bedeutet, und andererseits die Anzahl an in Frage kommender AutorInnen und Texte unüberschaubar ist, beschränkt sich die Vorlesung auf ausgesuchte Positionen. Diese werden vor allem hinsichtlich dreier Fragen diskutiert: 
Erstens: Welches Verständnis von Kunst wird vertreten? Zweitens: Welcher Stellenwert wird der so verstandenen Kunst in der Gesamtheit gesellschaftlicher Verhältnisse eingeräumt? Wie verhält sich die Kunst zu anderen Strukturbereichen und anderen Praktiken, die nicht Kunst sind? Und welche Kunst ist überhaupt gemeint? Und drittens: Was wird jeweils von der Kunst erwartet? Ist sie Teil emanzipatorischer Veränderungen oder steht sie ihnen im Wege? 

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Akademie der bildenden Künste Wien
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Seminar im Wintersemester 2024/25
Seminar für Diplomand_innen und Dissertant_innen (040.102)

Donnerstags zweiwöchentlich 11-13h, Raum M19a
10.10., 24.10., 07.11., 21.11., 05.12., 19.12.2024, 16.01., 30.01. 2025.

Ästhetik und Kunstsoziologie für Abschlussarbeiten
Strömungen, Ansätze, Methoden

„An Unterschieden“, schrieb Georg Simmel in seiner Soziologischen Ästhetik (1896), „sind unsere Empfindungen geknüpft, die Wertempfindungen nicht weniger als die des Haut- und Wärmesinns“. An Unterschieden richtet sich nicht nur das Ästhetische – verstanden als Denk-, Gefühls- und Wahrnehmungsweisen – aus, sondern auch Wissenschaft ist unterscheiden und begründen. Die Kunstsoziologie kann so gesehen auch als Vermittlung zwischen Ästhetik und empirisch-theoretischen Wissenschaften fungieren.

Das Seminar soll Grundlagen kunstsoziologischer Theorie vertiefen und die Möglichkeit bieten, über aktuelle Fragestellungen Ansätze und Methoden zu diskutieren.

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Akademie der bildenden Künste
Institut für das künstlerische Lehramt
Seminar im Wintersemester 2024/25
KB 4.2 / MS 4.5 Gesellschaftstheorie (060.142)

Mittwochs, 9.30-13h, zweiwöchentlich. Raum KSG0306.
09.10., 23.10., 06.11., 20.11., 04.12., 18.12. 2024, 15.01., 29.01. 2025.

„Der Schritt, den wir nicht machen können“
Materialistische Sozialtheorie und Kunst

Das Anliegen, sich wieder mit dem Kunstwerk als solchem zu beschäftigen, beschrieb der Soziologe und Kulturwissenschaftler Raymond Williams in seinem Buch Sociology of Culture (1981) als „Schritt, den wir nicht machen können“. Warum nicht? Ohne soziale Kontexte, so Williams, sind künstlerische Arbeiten nicht nur nicht zu begreifen. Ihre Existenz selbst ist eine durch und durch gesellschaftliche. Als soziokulturelle Kategorie sollte sie auch in ihrer Form untersucht werden.
Nicht alle gesellschaftstheoretischen Ansätze haben sich auch systematisch mit Kunst beschäftigt, aber doch einige: Vor allem in der Tradition des kulturellen Materialismus sind verschiedene Modelle entwickelt worden, künstlerische Praktiken zu beschreiben und einzuordnen. Dabei kommen sowohl praxis- als auch strukturtheoretische, subjektivistische wie objektivistische Theorieansätze zum Einsatz. Insofern gibt die jeweilige Beschäftigung mit Kunst auch Auskunft über Grundannahmen und Methoden kritischer Gesellschaftstheorie selbst.
Anhand der Diskussion ausgewählter Texte zur Kunst – von AutorInnen wie Antonio Gramsci über Pierre Bourdieu bis zu Angela McRobbie – beansprucht das Seminar, zugleich methodische und theoretische Grundlagen gesellschaftstheoretischer Analyse zu vermitteln.

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Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw)
Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM)
Vorlesung im Wintersemester 2024/25

DO 24.10.2024 14.30-18.30 Uhr
MI 20.11.2024 14.30-18.30 Uhr
FR 31.01.2025 09.00-13.00 Uhr

Die Kultursoziologie Pierre Bourdieus im Kontext

Im Zentrum dieser Einführung in die Kultursoziologie steht das Werk des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (1930–2002). Die Vorlesung zeichnet die Genese seiner theoretischen Konzepte historisch nach und diskutiert explizite Vorläufer*innen und Stichwortgeber*innen (Karl Marx, Émile Durkheim, Max Weber) sowie implizite Einflüsse (etwa von Georg Simmel, Antonio Gramsci, Norbert Elias und Simone de Beauvoir). Anschließend werden die wichtigsten Begrifflichkeiten von Bourdieus kultursoziologischem Ansatz vorgestellt, um schließlich die (vor allem feministische und dekolonialistische) Kritik daran zur Diskussion zu stellen.
Dabei werden auch grundlegende Fragen diskutiert: Was ist Kultur und was zeichnet einen spezifisch soziologischen Zugang zu ihr aus? Wie verhalten sich Kultur im Allgemeinen und Kunst im Besonderen zueinander? Welche politischen Implikationen hat die Theoriebildung und inwiefern greift sie möglicherweise in ihren Gegenstand ein?