Termine
Akademie der bildenden Künste Wien
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Vorlesung im Sommersemester 2025
Ästhetik und Kunstsoziologie II (040.091)
PD Dr. phil. habil. Jens Kastner
Montags, 10-13h. Zweiwöchentlich
10.03., 24.03., 07.04., 05.05., 19.05., 02.06., 16.06.2025
Die Linke und die Kunst. Ein Überblick
Innerhalb linker Theorie und gesellschaftstheoretischer Entwürfe spielt die Kunst keine zentrale Rolle. Dennoch zieht sich die Auseinandersetzung mit künstlerischen Praktiken und der Frage, welche Rolle die Kunst in gesellschaftlichen Prozessen spielt, nicht zufällig durch eine Vielzahl von Texten linker TheoretikerInnen.
Die Vorlesung geht diesen Spuren der Kunst innerhalb linker Theorie von Marx und Proudhon bis heute nach. Weil einerseits weder als gegeben angenommen werden kann, was „links“ noch was „Kunst“ bedeutet, und andererseits die Anzahl an in Frage kommender AutorInnen und Texte unüberschaubar ist, beschränkt sich die Vorlesung auf ausgesuchte Positionen. Diese werden vor allem hinsichtlich dreier Fragen diskutiert:
Erstens: Welches Verständnis von Kunst wird vertreten? Zweitens: Welcher Stellenwert wird der so verstandenen Kunst in der Gesamtheit gesellschaftlicher Verhältnisse eingeräumt? Wie verhält sich die Kunst zu anderen Strukturbereichen und anderen Praktiken, die nicht Kunst sind? Und welche Kunst ist überhaupt gemeint? Und drittens: Was wird jeweils von der Kunst erwartet? Ist sie Teil emanzipatorischer Veränderungen oder steht sie ihnen im Wege?
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Akademie der bildenden Künste Wien
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Seminar im Sommersemester 2025
Ästhetik und Kunstsoziologie III. Kritische Theorien Modul III (040.114)
PD Dr. phil. habil. Jens Kastner
Montags, 10:00–13:45h, Raum M20.
17.03., 31.03., 28.04., 12.05., 26.05., 23.06.
Dekolonialistische Soziologie
Koloniale Genese und dekoloniale Effekte der Kultur- und Sozialtheorie Pierre Bourdieus
Der Soziologe Pierre Bourdieu (1930–2002) begann seine wissenschaftliche Laufbahn unter kolonialen Bedingungen. Der Einfluss der „kolonialen Situation“ auf seine späteren Forschungen sowie auf seine allgemeine Begriffsbildung wird seit einigen Jahren diskutier.
Einerseits werden dabei die Genese zentraler Konzepte auf die ethnologischen Beobachtungen in der algerischen Gesellschaft zurückgeführt und auch der antikoloniale Anspruch Bourdieus herausgestellt (Onur Erdur). Andererseits wird aber auch bemängelt, dass die Akteur*innen als Träger*innen sozialer Transformation kaum berücksichtigt wurden und dass Bourdieu mit dieser Auslassung sogar eine „große Auslöschung“ (Raewyn Connell) indigener Bevölkerungsgruppen auf wissenschaftlicher Ebene betrieben haben.
Neure Studien untersuchen diese Zusammenhänge in wissenschaftshistorischer Perspektive (George Steinmetz) und im Hinblick auf den politischen, antikolonialen Anspruch der soziologischen Interventionen (Amín Pérez).
Eine Anwendung von Bourdieus Ansatz auf postkoloniale Gesellschaften und für dekolonialistische Perspektiven liegt also nahe. In Lateinamerika, wo sich die Sozial- und Kulturwissenschaften auf vielen Ebenen mit den Nachwirkungen des Kolonialismus beschäftigt haben, wurde sein Werk dennoch weit weniger systematisch rezipiert als diejenigen anderer europäischer Theoretiker*innen des 20. Jahrhunderts (wie etwa Walter Benjamin, Antonio Gramsci und Louis Althusser). Dennoch gibt es insbesondere in Argentinien, Bolivien und Mexiko verschiedene Stränge der Bourdieu-Rezeption, die sowohl die Feldtheorie als auch die Analyse symbolischer Herrschaft und die Frage der Politik aufgreifen.
Am Beispiel der Bourdieu-Rezeption in Lateinamerika sollen die Fragen nach den Herausforderungen durch „die koloniale Situation“ und ihre Implikationen für eine dekolonialistische Soziologie diskutiert werden.
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Akademie der bildenden Künste
Institut für das künstlerische Lehramt
Seminar im Wintersemester 2025
PD Dr. phil. habil. Jens Kastner
KB 4.2 / MS 4.5 Gesellschaftstheorie (060.142)
Mittwochs, 9.30-13h, zweiwöchentlich. Raum KSG0306.
05.03., 19.03., 02.04., 30.04., 14.05., 28.05., 11.06., 25.06.2025
„Der Schritt, den wir nicht machen können“
Materialistische Sozialtheorie und Kunst
Das Anliegen, sich wieder mit dem Kunstwerk als solchem zu beschäftigen, beschrieb der Soziologe und Kulturwissenschaftler Raymond Williams in seinem Buch Sociology of Culture (1981) als „Schritt, den wir nicht machen können“. Warum nicht? Ohne soziale Kontexte, so Williams, sind künstlerische Arbeiten nicht nur nicht zu begreifen. Ihre Existenz selbst ist eine durch und durch gesellschaftliche. Als soziokulturelle Kategorie sollte sie auch in ihrer Form untersucht werden.
Nicht alle gesellschaftstheoretischen Ansätze haben sich auch systematisch mit Kunst beschäftigt, aber doch einige: Vor allem in der Tradition des kulturellen Materialismus sind verschiedene Modelle entwickelt worden, künstlerische Praktiken zu beschreiben und einzuordnen. Dabei kommen sowohl praxis- als auch strukturtheoretische, subjektivistische wie objektivistische Theorieansätze zum Einsatz. Insofern gibt die jeweilige Beschäftigung mit Kunst auch Auskunft über Grundannahmen und Methoden kritischer Gesellschaftstheorie selbst.
Anhand der Diskussion ausgewählter Texte zur Kunst – von AutorInnen wie Antonio Gramsci über Pierre Bourdieu bis zu Angela McRobbie – beansprucht das Seminar, zugleich methodische und theoretische Grundlagen gesellschaftstheoretischer Analyse zu vermitteln.
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Akademie der bildenden Künste Wien
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Seminar im Sommersemester 2025
PD Dr. phil. habil. Jens Kastner
Seminar für Diplomand_innen und Dissertant_innen (040.074)
Donnerstags, zweiwöchentlich 10-13h, Raum M19a.
13.03., 27.03., 10.04., 08.05., 22.05., 05.06. 2025.
Ästhetik und Kunstsoziologie für Abschlussarbeiten
Strömungen, Ansätze, Methode
„An Unterschieden“, schrieb Georg Simmel in seiner Soziologischen Ästhetik (1896), „sind unsere Empfindungen geknüpft, die Wertempfindungen nicht weniger als die des Haut- und Wärmesinns“. An Unterschieden richtet sich nicht nur das Ästhetische – verstanden als Denk-, Gefühls- und Wahrnehmungsweisen – aus, sondern auch Wissenschaft ist unterscheiden und begründen. Die Kunstsoziologie kann so gesehen auch als Vermittlung zwischen Ästhetik und empirisch-theoretischen Wissenschaften fungieren.
Das Seminar soll Grundlagen kunstsoziologischer Theorie vertiefen und die Möglichkeit bieten, über aktuelle Fragestellungen Ansätze und Methoden zu diskutieren.
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Universität Wien
Institut für Internationale Entwicklung
Seminar im Sommersemester 2025
PD Dr. phil. habil. Jens Kastner und Dr. Luz Kerkeling
Transnationale Soziale Bewegungen (VM4/VM3) (240066-1)
Freitag, 16.05.2025, 13-16h.
Montag, 23.06.2025, 14-18h.
Dienstag, 24.06.2025, 10-17h.
Mittwoch, 25.06. 2025, 10-17h.
Seminarraum SG3 Gender Studies, Sensengasse 3, Bauteil 1EG.03
In den letzten Jahrzehnten sind verstärkt Mobilisierungsprozesse sozialer Bewegungen zu beobachten, die sich transnational formieren. Bereits mit den sich in den 1990er Jahren formierenden, globalisierungskritischen Bewegungen hat sich dieser Trend weg vom nationalen Rahmen als „framing“ und „Gelegenheitsstruktur“ abgezeichnet. In einer neuen Bewegungskonjunktur um 2011 – Arabischer Frühling, Occupy Wall Street etc. – hat sich die Entwicklung gleichsam verstetigt und ausdifferenziert. Nicht zuletzt mit den internationalen Frauen*streiks (8M), der #MeToo-Bewgung und den Protesten gegen Abtreibungsgesetze in Polen und verschiedenen Ländern Lateinamerikas vollziehen sich transnationale Mobilisierungen bis in die Gegenwart hinein.
Im Seminar werden theoretische Analyseansätze sowie die Praxis unterschiedlicher transnational orientierter sozialer Bewegungen untersucht und diskutiert. Gearbeitet wird dabei mit einem intersektionalen Ansatz. Dies impliziert, dass politisch-soziale, ökonomische, gender-bezogene, rassismuskritische und ökologische Aspekte stets thematisiert werden.
Beispiele für die sozialen Bewegungen, die nach transnationaler Vernetzung streben – und teilweise bereits erfolgreich praktizieren – sowie transnationalistische Ansprüche formulieren, sind die Bewegung der Zapatistas aus Chiapas/ Mexiko, die Landlosenbewegung aus Brasilien, das globale Netzwerk zur kleinbäuerlichen Ernährungssouveränität La Vía Campesina, (queer-)feministische Bewegungen im Anschluss an die #MeToo-Kampagne, antirassistische Bewegungen wie Black Lives Matter, anarchistische Punkbewegungen, bei denen es nicht nur um Musik und gesellschaftskritische Texte geht, sondern auch um revolutionäre Stadtteil- und globale Solidaritätsarbeit, ökologische bzw. climate justice-Bewegungen sowie Bewegungen, die sich antikolonial für globale Solidarität engagieren.
Die Diskussion der verschiedenen sozialen Bewegungen in ihren jeweils spezifischen sozioökonomischen, politischen und geografischen Kontexten sollen eine Vertiefung der Fragen nach Gemeinsamkeit und Unterschieden in Theorie und Praxis der Transnationalisierung ermöglichen und so den "Blick über den Tellerrand" fördern.